Der Spezialpreis der Akademie

Eine vom Eidgenössischen Departement des Innern eingesetzte Nominierungskommission aus fünf Akademiemitgliedern unterbreitet dem Bundesamt für Kultur jedes Jahr einen Vorschlag für den Spezialpreis der Akademie. Mit dem Preis wird eine herausragende Leistung technisch künstlerischer Art gewürdigt, die nicht in einer der 13 Kategorien abgedeckt ist, zum Beispiel: Ausstattung, Maske, Kostüme, Visual Effects, Casting, etc.

Der Spezialpreis ist mit CHF 5‘000 dotiert.

Sonia Rossier

Der Spezialpreis der Akademie 2024 für Sonia Rossier

Zwischenmenschliche Alchemie ist etwas Komplexes. Ob eine Gruppe, zum Beispiel ein wild zusammengewürfeltes Team auf Dreharbeiten, funktioniert oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Auf Filmdrehs gibt es aber eine spezifische Rolle, die einen besonderen Einfluss auf die Gruppendynamik hat: Der oder die Regie-Assistent*in. Sie oder er kann ein harmonisches Klima schaffen, das eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen «Departementen» begünstigt und so zu einem erfolgreichen Gedeihen des Films beiträgt. Auf diese Art und Weise hat die Regie-Assistenz entscheidenden Anteil daran, dass aus der zwischenmenschlichen Alchemie innerhalb eines Filmteams schliesslich ein Zauber auf der Leinwand hervorgeht.

Wir ehren eine Person und einen Beruf, der innerhalb der vielen unsichtbaren Teile der Filmherstellung eine prägende Rolle einnimmt.

Sonia Rossier hat inzwischen einer Vielzahl an Filmen geholfen, die Vision umzusetzen. Sie hat das Set im Griff und schafft es gleichzeitig mit viel Empathie und Humor, eine kreative und produktive Atmosphäre zu schaffen. Ihre bemerkenswerte Ausstrahlung, ihre Energie und Freude an der Arbeit sind Motivation und Motor für alle Mitarbeitenden – sei es vor oder hinter der Kamera.

Sonia Rossier verfügt neben cineastischen Gespür über eine spezielle Gabe, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten. Sie verwechselt Gutmütigkeit nicht mit Nachlässigkeit. Sie arbeitet versöhnlich, aber konsequent. Im Bedarfsfall beruhigt sie die Regie-Person auch mal mit Katzenvideos. 

Wir freuen uns, Sonia Rossier, Regie-Assistentin von Laissez-moi, den Spezialpreis der Schweizer Filmakademie zu überreichen. Laissez-moi, der erste lange Film von Maxime Rappaz, ist u.a. ein starkes Beispiel des Zusammenspiels aller filmischen Elemente. Wir zweifeln nicht daran, dass Sonia Rossier daran einen entscheidenden Anteil hatte – und damit meinen wir nicht die Katzenvideos!

Herzliche Gratulation 

Spezialpreis 2023

Der Spezialpreis der Akademie 2023 geht an die beiden Acting Coaches Barbara Fischer und Giles Foreman.

Authentische Performances sind das Wichtigste, wenn es darum geht, uns in Geschichten hineinzuversetzen, die auf der Leinwand erzählt werden. Das gilt für den kleinen Arthouse-Film genauso wie für die Serie mit dem grossen Budget. In den letzten zwanzig Jahren haben uns unzählige Schweizer Schauspielerinnen und Schauspieler gezeigt, was eine beeindruckende, gefühlvolle Darbietung bewirken kann. Aber was macht eine Performance so einzigartig, dass sie noch lange in uns nachhallt, wenn der Film schon vorbei ist? Die Schweizer Filmakademie will dieses Jahr den Scheinwerfer auf zwei Persönlichkeiten richten, die hinter vielen von unseren gefeierten Schauspielerinnen und Schauspielern stehen. Unermüdlich verfolgen sie ihr Ziel, das Geschichtenerzählen durch die Techniken der Bewegungspsychologie – nach den Arbeiten des Tänzers Yat Malmgren – noch besser zu machen, und bringen die Schweizer Schauspielkunst damit an die internationale Spitze. «Radiating Adream; Time stressed Near; bound flow going free; strong, flexible quick». Das sind nur einige ihrer Ausdrücke, die uns magisch anziehen, wenn wir sie zum ersten Mal hören. Diese faszinierende Sprache bleibt aber keineswegs theoretisch. Sie lässt uns verstehen, dass wir alle unterschiedliche Flüsse von Energie und Bewegung in uns haben, die tief in unserer Vergangenheit verankert sind und uns verraten, wer wir sind und was wir tun. In intensivem Training führt dieser Ansatz zu vielschichtigen Charakteren, die dem Publikum in lebhafter Erinnerung bleiben.

Wir möchten ihre bemerkenswerte Leistung in neuen Filmen wie «A Forgotten Man», «Semret» oder «Une Histoire Provisoire» genauso würdigen wie ihren fundierten, fantasievollen und feinfühligen Beitrag zu mehr als dreissig Filmen und fünf Fernsehserien aus der ganzen Schweiz. 

Spezialpreis_2022_Nicole_Hoesli

Der Spezialpreis der Akademie geht 2022 an die bildende Künstlerin und Szenenbildnerin Nicole Hoesli für das Szenenbild von «Soul of a Beast».

Nicole Hoesli hat mit ausgeprägtem Gespür für die visuelle Gesamtkomposition und feinem Sinn für kleine Details ein immer wieder aufs Neue überraschendes Szenenbild geschaffen. In kreativer Zusammenarbeit mit Regie und Kamera hat sie einen filmischen Raum geschaffen, in dem unterschiedliche Milieus zusammenkommen und Wirklichkeit und Traum geschmeidig ineinanderfliessen. Die verspielte Leichtigkeit von Nicole Hoeslis Arbeit, sowie der Mut zu einer schöpferischen Originalität, die auch vor dem Surrealen nicht zurückschreckt, tragen massgebend zur atmosphärischen Dichte und der bisweilen magischen Stimmung bei, die «Soul of a Beast» als Film herausragen lassen.

 

Spezialpreis der Akademie

Spezialpreis der Akademie 2021

Der Spezialpreis der Akademie geht an die Kostümbildnerin Linda Harper für ihre Beiträge zu den Filmen «Von Fischen und Menschen», «Platzspitzbaby» und «Spagat / ШПАГАТ».

Begründung der Nominierungskommission:

Linda Harper schafft Kostüme, die eine Absicht haben, aber niemals übertreiben. Dank ihrer langjährigen Erfahrung verleiht sie den Figuren mit ihren Kostümen eine glaubhafte Identität. Sie arbeitet diskret und originell und stellt sich der ästhetischen Herausforderung des Gewöhnlichen oder gar Hässlichen. Für jedes einzelne ihrer Kleidungsstücke weiss sie ganz genau, wie sie die Farben auswählen muss, damit die Szenen auch dann zusammenpassen, wenn sie beim Schnitt verschoben werden.

 

 

Spezialpreis 2020

Der Spezialpreis der Akademie 2020 geht an den Chefbeleuchter Ernst Brunner für die Lichtgestaltung bei den Spielfilmen «Tambour Battant» und «Sekuritas».

Begründung der Kommission:

Das Setzen von Licht und Schatten gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben beim Film. Beleuchterinnen und Beleuchter stehen meist im Dunkeln und selten im Rampenlicht. 
Ernst Brunner ist ein kreativer Kopf und Teamleiter ohne Starallüren. Er hat unzählige Produktionen mit seiner Lichtkunst wesentlich mitgeprägt.

Spezialpreis der Akademie 2019

Der Spezialpreis der Akademie 2019 geht an die Kostümbildnerin Monika Schmid und die Szenenbildnerin Su Erdt für das überzeugende und bildgewaltige Historische Design im Spielfilm «Zwingli».

Begründung der Nominierungskommission:
«Zwingli» besticht durch seine authentischen Kostüme und die glaubwürdige Ausstattung. Die Passion und Präzision der beiden Preisträgerinnen wird in jeder einzelnen Szene augenfällig. Sie fügt sich zu einem historischen Gesamtbild, wie es im Schweizer Film selten vorkommt.

Spezialpreis 2018

Die Nominationskommission ehrt dieses Jahr die Arbeit von Thomas Nellen für die Maske in Christine Reponds VAKUUM.
 
Thomas Nellen widmete sein Berufsleben ganz der Maskenbildnerei. 1993 zog der Zürcher nach LA, nachdem er in PROMISED LAND mitarbeiten konnte. Es folgten Jobs bei Hollywood-Produktionen wie THE PATRIOT (2000), TRUE GRIT (2010) oder INDEPENCE DAY: RESURGENCE (2016).
Dort lernte er Schauspieler Jeff Bridges kennen, für den er fortan als persönlicher Make Up Artist arbeitet. Sein Herz schlägt aber auch für den Autorenfilm. In Christine Reponds VAKUUM zeigt Nellen eindrücklich, wie ein Make Up die Darsteller natürlich wirken lassen kann, denn die Maske ist dann am besten, wenn sie nicht auffällt.

Die Nominierungskommission ehrt die Arbeit und das Engagement von Marie-Eve Hildbrand am Entwicklungs- und Produktionsprozess von Ma Vie de Courgette. Beim Animationsfilm liegt das Herz der Figuren sozusagen in den Händen der Animateure, und in diesem Fall lag es zu einem grossen Teil auch in den sehr menschlichen Stimmen der Schauspielerinnen und Schauspieler – mehrheitlich waren es hier Kinder. Mit ihrer Arbeit als Stimmencasterin, aber auch mit ihrer Anleitung der Schauspielerinnen und Schauspieler und mit dem Schnitt der Stimmen hat Marie-Eve Hildbrand zu einer starken Identifikation des Publikums mit den Fantasiefiguren des Regisseurs beigetragen.

Spezialpreis 2016

Der Spezialpreis der Akademie 2016 geht an zwei Filmtonmeister. Guido Keller für die Tonmischung von "Köpek" und Jacques Kieffer für die Tonmischung von "Above and Below". Mit der präzisen Balance zwischen allen Elementen der Film-Tonspur schaffen sie eine überzeugende Dramaturgie und ein treibendes Element der Erzählung. Präzise und dicht, aber nie schreiend und effekthascherisch. Beide Tontechniker sind Teilhaber der Magnetix Tonstudios in Zürich, einer Gruppe von Tonkreativen, die den guten Ton im Schweizer Film seit Jahrzehnten entscheidend mitprägt.

Patrick Lindenmaier hat elf für den Schweizer Filmpreis 2015 vorgeschlagenen Filmen mit viel Einfühlsamkeit, exquisitem Knowhow und regem Erfindergeist zu ihrem finalen Look und ihrer individuellen Ausstrahlung verholfen. Er ist ein überaus versierter Techniker – um nicht zu sagen Künstler –, dessen herausragende Arbeit die verschiedenen Landesteile der Schweiz verbindet und den qualitativ guten Ruf des Schweizer Films in der Welt nachhaltig mitprägt.

Der Spezialpreis der Schweizer Filmakademie 2014 geht an die Kostümbildnerin Françoise Nicolet für ihren bemerkenswerten Beitrag zu den Filmen "Les grandes ondes (à l'ouest)" und "Left Foot Right Foot", eine präzise Arbeit, die bei beiden Filmen nicht auf Effekte abzielt sondern die Werke unterstützt und den Figuren Authentizität verleiht.

Die Montage von Karine Sudan in  «Hiver nomade» macht die Reise eines Hirtenpaars und ihrer Herde zu einem berührenden und spannenden Road-Movie. Dank ihrem sichereren Gespür für Rhythmus offenbart sich in der harschen Winterlandschaft eine Geschichte voller Poesie, Wärme und Menschlichkeit.

Der Spezialpreis der Akademie geht an Gion-Reto Killias für die herausragende Montage in den drei Filmen «Abrir puertas y ventanas», «Day Is Done» und «Eine wen iig, dr Dällebach Kari». Für drei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten, hat Gion-Reto Killias mit seiner Schnittarbeit die richtige Sprache und den richtigen Rhythmus gefunden. Was seine Arbeit auszeichnet, ist sein sensibler Umgang mit Emotionen und das Zugänglichmachen und Eröffnen einer vielschichtigen Dramaturgie.

«Gerald Damovskys Szenenbild trägt Wesentliches zu jener schaurig düsteren Atmosphäre bei, die das «Sennentuntschi» zu einem wuchtigen, abgründigen und absolut unschweizerischen Alpenthriller macht.»

Die Ausstattung eines Filmes unsichtbar zu machen, das prägt das Production Design von Gerald Damovsky. Damit gibt er dem Zuschauer gewollt einen Freiraum, um die eigenen Visionen frei zu entwickeln und sich von der Realität zu verabschieden und in die Fiktion abzutauchen. Neben zahllosen Werbespots wurde er für den Kinospielfilm «Mein Name ist Eugen» mit dem Züricher Filmpreis ausgezeichnet. «Sennentuntschi» ist nach «Mein Name ist Eugen» die zweite Zusammenarbeit mit Michael Steiner.